Reinhold Ziegler - Version 5.12
Eine spannende Gänsehaut-Geschichte
Version 5.12 habe ich erstmals als Schullektüre kennengelernt. Andere fanden es grauenhaft - klar hat ja mit Schule zu tun - aber mich packte die Geschichte, die Reinhold Ziegler erzählte.
Er erzählt von einer Welt, die völlig von Computern kontrolliert wird. Alle Daten der Menschen werden gesammelt, wie beispielsweise was sie einkaufen, wann sie in welche Kneipe gehen, mit wem sie telefonieren und welches Fernsehprogramm bevorzugt wird.
Die Geschichte beginnt mit einem Verhör des Hauptprotagonisten. Der, in dieser acht Tage lang andauernden Investigation, beginnt sich wieder an alles zu erinnern.
In Reinhold Zieglers Thriller Version 5.12 zieht ein unscheinbarer 16 jähriger Junge namens Tubor Both (geb. 1984) von seiner verkorksten Mutter zu seinem noch verkorkstem Onkel. Von ihm lernt er das Programmieren, was ihm später einen Job in der Datentechnik einbringt, aber ihm fehlt es an Sozialkompetenz. Er durchlebt auf etwas melodramatische Weise eine „normale“ Jugend. Bis zur großen Wirtschaftskrise, unter deren Druck sich Tubor entschließt, in eine volltechnisierte Musterstadt mit zwiespaltigem Ruf zu ziehen. Kein Bargeld, eine π-Karte zeichnet ununterbrochen Daten von einem auf. Dient als Zahlungsmittel, Schlüssel, Ausweis. Durch personalisierte Werbung weiß der Fernseher, dass er dem zur Alkoholsucht tendierenden Single eine Portwein-Werbung und der Familie neben an, dessen Kind nächste Woche Geburtstag hat, eher Spielzeug-Werbung zeigt.
Und genau an diesem Punkt kam bei mir die Gänsehaut. Ziegler schreibt wie schon George Orwell in 1984 von einem Überwachungsstaat und gerade in der heutigen Zeit, mit dem immer gläsernen werdenden Kunden (Kundenkarten & Kaufverhalten), dem Datenmüll im Internet, Facebook, Instagram & Co, und sogar der Debatte, ob man das Bargeld abschaffen soll, wird wohl der Nerv jedes Lesers sicherlich getroffen.
Tubor beginnt durch Bargeldzahlungen sich einen Hauch Privatsphäre erhalten. Der Schlüsselmoment ist meiner Meinung nach der Tod seines Freundes Jens. Da beschließt er, dem Superhirn der Stadt den Strom abzudrehen. Er greift den Großrechner der Stadt an und stürzt damit die Welt in ein Chaos gigantischen Ausmaßes.
Mich hat es einerseits begeistert, wie man so eine Stadt aufbauen kann und dass da auch Menschen bereitwillig leben wollen. Andererseits graut es mich vor diesem nicht allzu unrealistischen Zukunftsszenario. Wird es dann auch einen Tubor geben?
Reinhold Ziegler hat mit seinem Thriller Version 5.12 ein Buch geschaffen, welches den Leser fesselt als auch abschreckt. Für jeden, der Dystopien mag, ist dieses Werk nur zu empfehlen. Eine unglaublich spannende Geschichte mit Gänsehaut-Faktor.

Version 5.12
- Autor : Reinhold Ziegler
- Erstausgabe : 01.12.1997
- Verlag : Beltz & Gelberg
- ISBN : 9783407788184
- Flexibler Einband : 235 Seiten
- Sprache : Deutsch
- Tags : science fiction, belletristik, dystopie, jugendroman, schullektüre